Katja Kersten - Hörwahrnehmungstraining

Als Mutter habe ich große Bedenken, ob mein Kind die Kopfhörer aufbehält und 25 Minuten lang ruhig sitzen bleibt!

Dies ist eine verständliche Sorge, vor allen Dingen bei autistischen Kindern und Kindern mit Trisomie 21. Viele haben Probleme mit Berührungen am Kopf und an den Ohren und die Kopfhörer können manchen zunächst als bedrohlich erscheinen.

Ich berate die Mütter vor dem Training, wie sie ihr Kind auf das Tragen von Kopfhörern vorbereiten können. Trotzdem ist es für manche Kinder erst einmal gewöhnungsbedürftig die Kopfhörer auf zu behalten, aber sie werden mit Spielsachen abgelenkt und gewöhnen sich meist schnell daran (mit ganz wenigen Ausnahmen) und sind dann recht stolz, dass sie es geschafft haben.

Auch das Sitzen bleiben ist in der Regel auf spielerische Art und Weise gut machbar.

Eine häufige Aussage der Mütter:
„Das hätte ich nie geglaubt, dass mein Kind die Kopfhörer aufbehält und so lange still sitzen kann!“

 

Warum ist es so wichtig, dass die Kindesmutter beim Hörtraining mit im Raum anwesend ist?

Obwohl es nicht immer möglich ist, ist die Anwesenheit der Kindesmutter im Raum während des Trainings wünschenswert. Da die Mutter naturgegeben die primäre Bezugsperson des Kindes ist, lässt sich das Kind in ihrer Anwesenheit unbewusst tiefer in den Prozess, der durch das Training ausgelöst wird, fallen. Sie wirkt wie ein unsichtbares Auffangnetz für das Kind. Dies gilt interessanterweise auch bei adoptierten Kindern.

Dies soll in keinster Weisen den Stellenwert des Kindesvaters untergraben, aber aus oben angegebenen Gründen, ist hier die Anwesenheit der Kindesmutter vorzuziehen. Jedoch ist es wünschenswert, dass der Kindesvater während ein oder zwei Sitzungen anstelle der Mutter mit im Raum ist. Die meisten Kinder wünschen sich das und so ist der Vater in den ganzen Verlauf ebenfalls mit eingebunden.

In Fällen, in denen keine besonders innige Mutter-Kind-Beziehung besteht, hat die Erfahrung gezeigt, dass ich diese häufig während der Zeit des Trainings anbahnt. Bei zu enger Bindung kann es zu einer Abnabelung und mehr Eigenständigkeit kommen.

 

Kann man ein Hörtraining öfter machen?

Ja, man kann ein Hörtraining öfter machen.
In den meisten Fällen ist es sinnvoll, 6 Monate nach dem ersten Block eine Auffrischung von 5 Tagen bei mir zu machen.
Bei stark entwicklungsverzögerten Kindern kann es auch sinnvoll sein, nochmals einen 10 Tage Block durchzuführen.
Und es gibt Eltern, die einmal im Jahr einen 5 oder 10-Tage-Block mit anschließendem Heimtraining machen wollen.

 

Wie ist das Hörwahrnehmungstraining mit generell üblichen Therapieformen zu vereinbaren?

Ein HWT  sollte im Zusammenwirken mit generell üblichen Therapieformen verstanden werden.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Kinder nach einem HWT häufig aufmerksamen, offener und motivierter in ihrer Mitarbeit bei anderen Therapien und in der Schule sind und somit alle Beteiligten schneller und leicht zu einem erfolgreichen Ziel gelangen.

Obwohl in den wenigsten Fällen möglich, ist es am idealsten, wenn ein HWT so früh wie möglich durchgeführt wird.

 

Was sagen Sie zu den kritischen Stimmen, die behaupten, ein Hörwahrnehmungstraining bringt nichts und sei nicht "wissenschaftlich bewiesen"?

Wie in vielen anderen Bereichen gibt es natürlich auch hier kritische Stimmen, die sich allerdings über die Jahre getreu der Aussage des Philosophen Arthur Schopenhauer reduziert haben:

"Alles Neue und Innovative durchläuft drei Stadien:
Erst wird es belächelt,
dann wird es heftig bekämpft
und schließlich wird es als selbstverständlich angenommen!"

Ansonsten kann ich nur auf die vielen positiven Rückmeldungen sowie auf die in dieser Website angegebenen Studien verweisen, die, wie ich meine, mehr Gewicht haben sollten, als vorgefasste Meinungen. Auch die Tatsache, dass das Hörtraining nach all den Jahren trotz vieler Gegenstimmen immer noch sehr gefragt ist, sollte für sich sprechen.

Den Eltern, aber besonders den Müttern rate ich, als Entscheidungshilfe für oder gegen ein Hörwahrnehmungstraining, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen.

 

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Frau E. kam mit ihrem 5jährigen Sohn Paul zum Hörtraining. Laut schreiend und weinend klammerte er sich an seine Mutter. Frau E. berichtete, dass er das immer mache, wenn er in einer für ihn fremden Umgebung seine Mutter nicht spürbar neben sich hat. Zu all dem fühlte sich Frau E. als schlechte Mutter, da ihr ein Entwicklungspsychologe mitteilte, dass das Verhalten ihres Sohnes einzig an ihr liegen würde.

„Es war eine riesige Erleichterung für mich, als Paul sich nach nur 3 Tagen des Akustischen Integrationstrainings in der Öffentlichkeit nicht mehr hinter mir verstecken musste und sich – zwar noch in meiner Anwesenheit – alleine auf das Sofa bei Frau Kersten setzte. Gegen Ende der 10 Tage lief er sogar ohne Angst alleine voraus ins Zimmer und setzte sich freudig aufs Sofa – dies war vor dem Training undenkbar!“


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