Wir erfahren die Welt über unsere Sinne
In jedem Augenblick erreicht uns eine Fülle von Reizen. Diese müssen aufgenommen, verarbeitet, mit Bedeutung versehen und integriert werden. Dabei übt das Ohr eine zentrale Funktion aus. Unter den Sinnesorganen ist es das erste, das im Fötus bereits mit viereinhalb Monaten ausgebildet ist und schon dann dient es durch das Umwandeln von akustischen in elektrische Impulse der Entwicklung des Nervensystems.
Durch das komplexe neuronale Netzwerk der Hörfasern steht das Ohr in direktem und indirektem Bezug zu unserem gesamten Körper, zu unserer Psyche – und manche meinen, auch zu unserer Seele.
Ein indisches Sprichwort sagt:
"Das Auge ist der Spiegel der Seele,das Ohr ist das Tor der Seele."
Menschengeschichtlich gesehen war das Ohr von überlebenswichtiger Bedeutung. Es diente unseren fernen Vorfahren 24 Stunden am Tag, um sie auf herannahende Gefahren aufmerksam zu machen. Heute leben wir in einem vorwiegend visuellen Zeitalter. Die Fähigkeit des Hinhörens, des Zuhörens und des Lauschens sind uns größtenteils abhanden gekommen.
Immer häufiger und immer früher treten nun Schwierigkeiten in der Hörwahrnehmung eines Kindes auf, die eine ganze Reihe von Folgeerscheinungen nach sich ziehen können, z.B. im Erwerb der Sprache, später dann beim Lesen und Schreiben, sowie in der Kommunikation und im Verhalten.
"Das Auge führt den Menschen in die Welt,das Ohr führt die Welt in den Menschen."
Lorenz Oken
Hörverarbeitung bzw. Hörwahrnehmung im Gehirn
Die im Innenohr zu elektrischen Impulsen umgewandelten akustischen Signale werden nun über die ca. 30.000 Hörfasern – pro Ohr – in einem hoch komplexen Prozess der Informationsverarbeitung über Schaltzentren des Hirnstamms sowie über weitere Gehirnkerne an die Hörzentren im Cortex weitergeleitet, verarbeitet und mit Bedeutung versehen. Es ist also im Gehirn, dass wir ursprünglich aufgenommene Schallwellen als Sprache, Geräusch, Lärm oder Musik etc. wahrnehmen und verstehen.
An diesem Prozess, der nur Bruchteile von Sekunden dauert, ist während des gesamten Verlaufs die enorme Anzahl von 100 Millionen Nervenzellen beteiligt!
Wenn nun dieser Vorgang aus diversen Gründen verzögert bzw. unvollständig abläuft, dann sprechen Fachkräfte von einem Hörverarbeitungsdefizit.
Hier kann ein Hörwahrnehmungstraining Erleichterung verschaffen.
Um den Stellenwert des Hörens im Leben eines Menschen hervorzuheben, hier abschließend noch ein Zitat des deutschen Philosophen Immanuel Kant:
"Nicht sehen können trennt von den Dingen,nicht hören können trennt von den Menschen."