Meine Kinder sind Zwilling. Bereits im Kindergarten kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Schwester ihrem Bruder „voraus“ war. Sie konnte einfach alles besser, das Selbstvertrauen meines Sohnes war dadurch am Boden.
Im 3. Kindergarten Jahr war er dann in Behandlung bei einer Logopädin, die mich darauf hin wies, dass mein Sohn an einer „Wahrnehmungsstörung“ leiden könnte. Er konnte sich nur kurze Zeit konzentrieren, nicht still sitzen, wurde schnell müde. Sie empfahl mir Frau Katja Kersten, die ein Akustisches Integrationstraining durchführt und damit schöne Erfolge erzielt.
Zur gleichen Zeit wurden von der Volksschule Tests zur Aufnahme in die 1. Klasse durchgeführt. Die Direktorin der Schule teilte mir darauf hin mit, dass es Fabio Probleme bereitet, sich unter mehreren Kindern auf die Lehrperson vorne zu konzentrieren. Ich sollte mich damit auseinandersetzten, dass er eventuell abgestuft werden könnte. Für meinen Sohn wäre dies eine Katastrophe gewesen – im Hinblick auf sein Selbstwertgefühl seiner Schwester gegenüber.
Ich setzte mich mit Frau Kersten in Verbindung. Sie machte bei Fabio eine „auditive Abklärung“ mit unterschiedlichen Tests und bereits beim 1. Test habe ich die Defizite selbst miterlebt. Beim Hören von Wörtern über einen Kopfhörer fing Fabio plötzlich zu weinen an und sagte: „Mama, ich höre die Wörter, aber ich verstehe sie nicht!“ Obwohl mir diese herzergreifende Aussage die Kehle zuschnürte war ich doch froh, zu wissen, dass er in der Hörverarbeitung ein Thema hatte. Denn man kann ja dagegen etwas tun!
Wir beschlossen das Hörtraining durchzuführen. Ich muss zugeben, ich war zunächst überaus skeptisch. Wie sollte bitte das Hören von elektronisch veränderter altmodischer Popmusik wie Bob Marley, Mozartmusik und Naturklänge über Kopfhörer bei meinem Sohn etwas bewirken??
Mir ist es heute noch ein Rätsel, wie dieses Training bei meinem Sohn so viel bewirken konnte. Laienhaft erkläre ich mir das so: es war als ob man ihm Leitungen im Gehirn „durchgeputzt“ hätte.
Er wurde ruhiger, enthusiastischer, selbstsicherer, ja einfach reifer.
Es waren auch schwierigere Zeiten dabei, in den Wochen nach dem Training. Es kamen Reifeschübe einhergehend mit Aggressivität, Wut und Tränen – all seine über Jahre aufgestaute Frustration machte sich Luft, es war wie ein Befreiungsschlag für ihn. Aber während der Zeit dachte ich mir oft, warum tust du dir das an. Aber es hat sich wirklich gelohnt!
Fabio hat die Volksschule mit dem gleichen Zeugnis wie seine Schwester abgeschlossen. Von einer Rückstufung war sowieso keine Rede mehr nach dem Hörtraining. Auch die Lehrpersonen haben die gewaltige positive Entwicklung meines Sohnes miterlebt. Hierzu die Aussage einer Lehrperson: „durch sein nervendes Verhalten konnte man vor dem Training nicht erkennen, was wirklich in ihm steckt!“
Inzwischen besucht Fabio die 2. Klasse der Mittelschule Kematen. Heuer in den Sommerferien hat er wieder ein Heimhörtraining durchgeführt. Ich habe irgendwie gespürt, dass durch die Schulumstellung ein kleiner Schub nicht schlecht für ihn wäre. Gestern brachte er mir die Ergebnisse der Wiederholungstest in Mathe mit einem „Ausgezeichnet“ und in Englisch mir einem „Prima“ nach Hause.
Manche werden sagen, dass das Alles auch ohne ein Hörtraining gekommen wäre. Ich aber weiß, dass dem nicht so ist!
Was Fabio selber rückblickend zum Hörtraining sagt:
„Ich kann das nicht so gut erklären, aber ich habe einfach gemerkt, dass durch das Hörtraining vieles einfach leichter wurde. Wenn ich merke, dass es Klassenkameraden so ähnlich geht wie mir, löchere ich meine Mama immer damit, den Eltern der Kameraden das Hörtraining zu empfehlen. Sie hat schon einige darüber informiert und sie waren auch bei Frau Kersten – eigentlich sind diese genauso begeistert wie wir!“