Katja Kersten - Hörwahrnehmungstraining

LESERBRIEF

Zeitschirft „Betrifft: Autismus“ 34-09/96
Österr. Autistenhilfe Wien
Thomas geht zu Katja "horchen"

Unser Sohn Thomas ist vier Jahre alt.
Die Diagnose der Ärzte lautet:
Entwicklungsverzögerung mit autistischen Zügen.
Thomas spricht nur ein paar verständliche Wörter. Er zeigt wenig Interesse an der Umwelt.

Wir haben uns über verschiedene „Musiktherapien“ informiert.
Durch Zufall erfuhren wir, dass Frau Elfriede Pucher von der Autistenhilfe OÖ ein Akustisches Integrationstraining (AIT) in Linz organisiert.
Wir waren sehr froh, Thomas einen Ortswechsel ersparen zu können.
Das Training wurde von Frau Katja Kersten durchgeführt.

Schon beim Elternabend vor Beginn des Trainings konnte Frau Kersten mich durch ihre ruhige ausgeglichene Persönlichkeit überzeugen, dass wir die Schwierigkeiten mit den Kopfhörern sehr schnell überwinden würden.
Ich hatte immerhin zwei Winter versucht, Thomas von der Notwendigkeit einer Haube zu überzeugen!

Das Hörtraining war für Thomas und mich ein anstrengendes, schönes und sehr intensives Erlebnis.    Bei Thomas zeigten sich von Beginn an Veränderungen; nach den ersten dreißig Minuten der Therapie war er während der ganzen Heimfahrt mucksmäuschenstill und schien „nachzuhorchen“.

Seit dem zweiten Tag des Trainings ist Thomas sehr aktiv, schläft weniger als früher und betrachtet viele Dinge, als ob er sie zum ersten Male sehen würde.
Während der Therapie saß Thomas neben mir auf dem Sofa und spielte mit Hingabe sein Lieblingsspiel – bunte Papierservietten zerreißen.
Er verlangte dabei ständig Katjas und meine Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Thomas spielt ideenreicher als früher, er scheint auch in der Ergotherapie konzentrierter und eifriger.
Er plappert sehr viel und versucht mehr als früher Wörter nachzusprechen.

Ganz deutlich zeigt sich eine Verbesserung bei seinen Reaktionen auf bestimmte Geräusche (Motorräder, Küchenmaschinen…) – aus panikartiger Fluchtreaktion ist ein leichtes Zurückschrecken geworden.
Einige Geräusche (z.B. Müllabfuhr), die ihn früher nicht gestört haben, scheint er nicht einordnen zu können, man muss ihm viele Geräusche „erklären“.

Unsere ganze Familie erkennt bereits Veränderungen und ist offen für jeden neuen Schritt auf dem Weg.

Tipp für künftige AIT-Teilnehmer: Nehmen Sie sich während der Tage des Hörtrainings nichts anderes vor, schenken Sie sich und ihrem Kind diese Zeit.

Mag. Regina Hörmanseder, Linz